Himmel und Hölle

Nach 4 1/2 Monaten in Mittelamerika war es an der Zeit diesen Teil unsrer Reise abzuschließen und den Weg nach Südamerika anzutreten. Allerdings stellt sich dem Reisenden ein Hindernis in den Weg: Entgegen der landläufigen Meinung schafft die Panamericana keine lückenlose Straßenverbindung zwischen Alaska und Feuerland. Aus verschiedenen Gründen ist die Strecke zwischen Panama und Kolumbien nicht ausgebaut (Darien Gap) und als Reisender ist man gezwungen zu Wasser oder per Flugzeug vom einen zum anderen Land zu gelangen. Wir haben uns für die Variante mit dem Boot entschieden: Auf einem Segelschiff soll es von Portobelo (Panama) nach Cartagena (Kolumbien) gehen. Die Auswahl an Booten ist groß, wobei man darauf achten sollte ein ordentliches Boot mit einem zuverlässigen Kapitän zu buchen. Wir sind bei Manfred und seiner Frau Petra gelandet. Die beiden haben Deutschland vor 21 Jahren verlassen und sind seitdem auf den Meeren der Welt unterwegs. Seit über einem Jahr transportieren sie Rucksackreisende zwischen Panama und Kolumbien hin und her. Am Nachmittag des 7. März treffen wir die beiden an der Pizzeria in Portobelo. Nach und nach werden alle Gäste eingesammelt und zum Boot gebracht. Mit an Bord sind die beiden Schweizer Aglaia und Patrick, die zwei Amerikaner Emily und Scott sowie Yvette aus Australien und der Weltenbürger Eran. Es wird alles ordentlich verstaut und anschließend gibt es leckeren Coq au Vin zum Abendessen. Bei rauer See geht es über Nacht nach El Povenir, wo am Morgen die Ausreisestempel in die Pässe kommen. Die Nacht ist die Hölle: Wir beide lassen uns den Hahn vom Vorabend noch ein paarmal durch den Kopf gehen. Jacqueline hat es besonders schlimm erwischt, sie verbringt die ganze Nacht sitzend an Deck. Nachdem die Reisepässe abgestempelt sind, geht es zur kleinen Insel Chichimé. Dort verbringen wir den Nachmittag mit Schwimmen und einem Inselrundgang. Im Anschluss zaubert uns Petra ein leckeres Abendessen (Rindersteak).

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Am nächsten Morgen geht es nach dem Frühstück weiter zu Agua Cargana (Western Holandes) – zwei Inseln, die über eine seichte Stelle miteinander verbunden sind. Am angrenzen Riff wird geschnorchelt, später besuchen wir eine der beiden Inseln. Die Inselbewohner, Kuna genannt, sind dort mit ihren Einbäumen unterwegs, auf der Jagd nach Fisch und Hummer den es bei uns am Abend zu Essen gibt.

zweiinseln kuna-boot muschel

Die schönste Inselgruppe besuchen wir zuletzt: Coco Bandero. Auf dem Weg dort hin wird noch schnell das Abendessen besorgt: Ein 1,20 Meter großer Seidenhai hat sich vom Köder täuschen lassen und geht uns an die Angel. Er wehrt sich ordentlich… riesen Sauerei an Deck.

petri-heil inselchen palmenstrand

Nach einer weiteren Nacht vor Anker treten wir die letzte und auch schwerste Etappe an: 48 Stunden auf offener See, zuletzt bei Sturm, großen Wellen und gebrochenem Vorstag. An Schlaf ist kaum zu denken. In Cartagena angekommen, werden Gepäck und Crew mit dem Schlauchboot an Land gebracht. Ende gut, alles gut.

kotzuebel mintaka schlauchboot

Oh wie schön ist Panamá

Von Costa Rica aus fahren wir einen Tag lang mit dem Bus nach Panama City, um dort unsere letzten Tage in Mittelamerika zu verbringen. Viele Hostels der historischen Altstadt sind bei unserer Ankunft voll belegt, so dass wir im White Lion unterkommen – eine echte Notlösung. Abends trinken wir leckeren Rotwein, lernen einen netten deutschen Seemann kennen, der erster Offizier auf einem Tanker und grade auf Landgang ist, und genießen das Flair der lebendigen Altstadt. Hier lässt es sich gut aushalten 🙂

Am nächsten Morgen verabreden wir uns mit Chris, den wir in Estelí kennengelernt haben und der hier lebt. Schnell suchen wir uns noch eine neue Unterkunft. Anschließend entdecken wir unter Chris‘ kundiger Führung wir die Stadt. Zunächst geht es mit seinem Auto zu einem tollen Aussichtspunkt, der einem einen guten Überblick über die Stadt verschafft. Eines unserer Highlights des Tages ist der Besuch des riesigen Frucht- und Gemüsemarkts. Dort werden Unmengen von Obst und Gemüse zu unschlagbaren Preisen an den Mann gebracht.

markt ananas orangen papaya einpaarbananen

Nach dem Mittagessen fahren wir zum berühmten Panamakanal. Eine empfehlenswerte Anlaufstelle ist die Schleuse Miraflor. Dort kann man Schiffe bei der Passage beobachten und sich im Museum über den historischen und technischen Hintergrund des Kanals informieren. Schon morgens hatten wir die Schleuse aus der Ferne gesehen. Das Treiben im Kanal aus der Nähe zu beobachten ist allerdings noch beeindruckender.

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In den nächsten Tagen haben wir die Stadt zu Fuß erkundet. Besonders sehenswert ist die Altstadt Casco Viejo. Dem ehemaligen Stadtkern wurde Jahrzehnte lang keine Aufmerksamkeit geschenkt – Zerfall und sozialer Abstieg waren die Folge. Erst in den letzten Jahren ist das Interesse an dem Viertel wieder gestiegen. Ein Wandel zum attraktiven Viertel mit touristischem Schwerpunkt findet derzeit statt. Überall wird gebaut. Zerfallene Gebäude stehen Seite an Seite mit schicken, renovierten Häusern. Da das historische Stadtbild dabei erhalten bleiben muss, bedient man sich einer Interessanten Technik: Die Außenwände werden mit Gerüsten gestützt, das innere der Gebäude wird komplett ausgeräumt und ein neues Haus entsteht in den alten Wänden.

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